Früh Morgens 10:30 Uhr, nach einer langen, taubeschlag (tootaaale Ausnahme) geplagten Beobachtungsnacht auf der Adelegg kam eine Nachricht von Walter: Wie wär's mit Silvretta heute?

Hm, bin ich überhaupt fürs Hochgebirge Anfang November ausgerüstet und wie sind die Wetterdaten von dort? Aber gleichzeitig wurde mir auch bewusst, dass es die letzte Chance für dieses Jahr sein wird, im Hochgebirge endlich eine Beobachtungsnacht zu erleben. Als bald darauf die Wetterdaten von unserer Zentrale (Hajü) eintrafen mit den nötigen Randinformationen, sprich keine Winterreifenpflicht und schneefreie Straßen, gab es kein Halten mehr. 

Auch die Randinformation, dass Uwe oben ist, ließ auf beste Bedingungen hoffen. Beim Start in Richtung Pfänder wie immer in Gedanken, was ich alles vergessen habe. Höhe Bodensee war es stark nebelig, hinterm Pfänder ging es in Hochnebel über. Nächste Gedanken waren schon bei der Rückfahrt, was mich morgen Früh dort erwarten wird. Bei der Einfahrt zur Silvretta riss der Himmel auf und zeigte die Schönheit der Alpenlandschaft. Um 18:00Uhr kam ich als letzter am Treffpunkt an. 

Die Aufbauarbeiten waren schon voll im Gange und auch ich musste mich beeilen, den die Dämmerung war schon weit fortgeschritten.

Aber zuerst mal eine anständige Begrüßung an Walter mit seiner Frau, Frank und natürlich Uwe. Für Tagesaufnahmen war es leider eindeutig zu spät.

Also aufbauen und "Randbedingungen "checken":

4 Schritte vor mir links, Walter mit 24",

6 Schritte vor mir rechts, Uwe mit 27"

6 Schritte noch weiter rechts, Frank mit seinem 36"

Was für geniale Grundvoraussetzungen in Wissen, Technik und Ausrüstung für meine erste Hochalpine Astronacht um mich versammelt. Aber immerhin hatte ich mit meinem 40er ( Gott sei Dank gibt es auch noch Zentimeter) den leichtesten Dob am Platz! 

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Frank am Klettersteig

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 Uwe im Höhenvergleich zu einem 4000er (links unten an der Teleskopstange)

Danach erstmal Orientierung am Himmel per Auge finden, sind doch einige Sterne mehr sichtbar. Als ich dann endlich das Triangulum ausfindig gemacht habe,

viel mir die Flächenhelligkeit von M33 sofort ins Auge. Aber trotzdem noch schnell mit dem Teleskop draufgehalten und vergewissert. Jedenfalls heller und größer, als ich die Andromeda GX bei uns kenne.

Jetzt zu meinem Beobachtungsplan:

Zeit für eine Vorbereitung hatte ich keine gehabt, aber ich hatte ja noch meine 2 Hausaufgaben zu zeichnen und eine Korrektur der Arp113 zu erledigen.

Danach wollte ich schon bekannte Objekte aufsuchen und sie unter Alpenhimmel neu betrachten. Aber bevor ich die Zeichensachen bereitgelegt hatte, rief Frank schon zur ersten Vorführung:  Cirrus Nebel in 4 Akten. Beim ersten Einblick ins Okular hatte ich sofort ein 3D Model von der halben Schwinge vor dem Auge. Oberhammer war die Knochenhand. Plastisch wie eine Armhülle in groben Korbgeflecht eingewickelt und dazwischen feinste Nebelstrukturen. Brachial - Genial - Gigantischer Anblick. In meinen Augen kann man so etwas nicht mehr zeichnen, dass muss modelliert werden. 

Zurück an meinem Spielzeugreflektor begann ich dann die NGC2146 aufzusuchenund zu zeichnen. Helles Zentrum war deutlich in die Länge gezogen. Beim Staubband war es dann schon etwas schwieriger, die Trennung zwischen dem hellen und lichtschwächerem Bereich nochmals zu unterscheiden. Strukturen im Staubband konnte ich keine erkennen.

 NGC 2146

Danach rief Frank zur nächsten Vorstellung. NGC6888 Crescent Nebula war an der Reihe. Dabei war bei mir der Kulturschock nicht so groß wie vorher. Den hat mir Walter schon mal bei sehr guten Bedingungen im 24er gezeigt. Dennoch ein traumhafter Anblick mit allen Strukturen (hervorgehoben) und eine unendliche Anzahl von feinsten Sternen in den 2 Flügelregionen. Habe noch nie ein Foto gesehen, dass diesem Anblick ebenbürtig wäre. Danach zurück zu den Hausaufgaben, die aber gleich von einem in der nähe campenden Rentner unterbrochen wurden.

Also zuerst mal M33, NGC891und Andromeda angefahren und reichlich erklärt. 

Als ich dann die NGC660 eingestellt hatte, war Uwe auf seiner schon berühmten Schokotour bei mir angelangt, und gab mir wertvolle Tipps über die Vergrößerung für die zwei Flügel und Staubband. Und nicht zu vergessen: Schokolade. 

NGC 660

Zwischendurch bei Walter den Pferdekopf angeschaut und ein paar Umgebungs-Fotos gemacht. 

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Weiter ging meine Tour zu M1 (Strukturen im Nebel), Stephan's Quintett (alle 5 sofort), als der jetzt astrobegeisterte Rentner wieder hinter mir stand.

Ob er in der Zwischenzeit Frank die Leiter gehalten hatte oder in seinem Camper abgelegen ist, keine Ahnung. Jedenfalls ging es jetzt in den Orionnebel. Bei 100x schon alle sechs Sterne im Trapez problemlos zu erkennen. Strukturen weit nach hinten sichtbar. Zum Abschluss zeigte ich ihm noch den Eskimo Nebel. Natürlich in Stufen bis 800fach vergrößert. 720fach war aber das maximum, wo sich die Gesichtsschale schon leicht abhob. Aber kein Vergleich zu den 800fach im Frühjahr. Deswegen von mir auch nur eine Seeing 2 Wertung bei sehr guter Transparenz während der ganzen Nacht. 

Bei meinem 3. Anlauf zur Arp113 ging dann nichts mehr. Habe die GXen einfach nicht gesehen. Fangspiegel ist angelaufen. An der Luftfeuchtigkeit mit 40% kann es sicher nicht gelegen haben. Wahrscheinlich hat er Atemluft abbekommen. Zum Abschluss zeigte mir Uwe noch eine Ansammlung von vier GXen, die auffällig symmetrisch ein T bildeten. NGC oder IC Nummer hab ich leidernicht mehr speichern können, aber sehr schön anzuschauen. 

7Std Deepsky mit tiefsten, gewaltigsten Eindrücken waren auch für mich dann genug.

Um 3:00 Uhr brach ich dann zur Heimreise auf. 

Schön wars und auf ein Wiedersehen spätestens im nächsten Jahr. 

Ach ja, der Pfändertunnel hätte mich bei der Heimreise dann fast gekillt. Die monotone Röhre mit der immer wieder ins Auge brennende Beleuchtung bekam Korbgeflecht Struktur.

Da war eine Pause kurz nach der Ausfahrt mehr als zwingend.

Und PS:

Mich würde es nicht wundern, wenn der ältere Herr nächstes Jahr mit Teleskop

an gelaufen kommt. Hoffentlich nicht mit einem Refraktor.